first dance class

Somehow it always seems to work out differently than one initially expected. Especially when it comes to working with children. Spontaneity, creativity and maintaining serenity are the means to this purpose. Right from the start it was very clear to me that it might turn out to be “different” to what I am used to in Berlin. It was clear that I would possibly face obstacles that I was previously unaware of. Premonitions, that were confirmed after conducting the first few hours of the dance classes with the kids. A confirmation not contributing to my particular pleasure. I would have actually preferred to have been “left in the dark” with my premonitions, seeing that i will now have to learn how to deal with these problems/challenges that I am facing and also find a way to solve them. These problems seemed “primitive” at first, but then at second glance they were clearly better described as being “massive”.

One of these “massive” problems: a shortage in water.

Ever since I was a little girl I keep on forgetting to drink it. Even way back then my mother kept on reminding me: “Susi, don’t forget to hydrate.” And even now I am including the note: “Remind the kids to hydrate” into their dance- and physical exercise plan. BUT, it is basically impossible to forget to drink water over here. The air is dry and temperature are very hot. When fluids are sweated out, then fluids need to be put back into the body. It seems simple, but the water coming from the local taps cause sickness and thus it is obvious that these people are in dire need of “real” (clean) drinkable water.

When it comes to food items, the situation is almost just as dire. These kids come home or to CESVI from school, hungry, getting handed only a piece of dry toast to eat. No spread is a given at this point. Even in this regard there is a lack of supply from the outside.
And: is it possible to study properly on a an empty tummy?

Another problem, which I hadn’t previously considered, is the communication between the kids themselves. The possibility that the languages, Afrikaans and English, may pose as a challenge to us, was not a factor that was going to discourage us in any way. Yet, the non-verbal communication that these kids grow up, are raised with and resolve conflicts among themselves, would mostly startle any german educator. These kids shove and hit each other, grabbing anything they feel, they want and need.

In terms of german educational measures, I will definitely not achieve any progress here. To exclude them from class, to have a talk to their parents, and trying a system linked to a code of conduct – consequences, that would not achieve anything in this situation/environment. Here, it is evident that a non-verbal, physical nature of communication takes over.

In Germany, “newly arrived foreigners” are expected to adapt to the valid rules and laws of the country. In South Africa however, it is my own responsibility to arrange these differences. That being said, it will be my mission to find a cooperative way for the kids and I to create mutually beneficial environment going forward. Finding a way that will promote the entire group as a whole and where we are able learn something together for improving our lives and our futures.

To find this best way we have to stay open-minded towards these people, this place and the circumstances. Open-minded to recognize the resources the resources they are already bringing along with them. Resources, that these kids have more than enough of. Energy, motivation, zest for life, curiosity, gratitude, rhythm, power and loads of desire for fun in movement.

Greetings from Cape Town,

Susi Bayer

(thanks for the translation – Alessandra Naudé)

erste Tanzstunden

Irgendwie kommt es ja doch immer anders als man denkt. Insbesondere in der Zusammenarbeit mit Kindern. Spontanität, Kreativität und bloß nicht aus der Ruhe bringen lassen, das sind hier die Mittel zum Zweck.

Von Beginn an war mir bewusst, dass es „anders“ werden könnte, als ich es aus Berlin kenne. Dass ich möglicherweise vor Schwierigkeiten stehen würde, die ich mir zuvor gar nicht ausmalen konnte.

Vorahnungen, die sich nach den ersten Tanzstunden hier bestätigt haben. Und das sind Bestätigungen die nicht unbedingt zu meiner Freude beitragen. Lieber wäre mir gewesen, ich hätte mit meinen Vorahnungen völlig im „Dunklen getappt“, denn die Schwierigkeiten , die wir nun identifizieren müssen, mit denen ich nun umzugehen lernen muss und die es zu bewältigen gilt, scheinen erst mal primitiv, sind auf den zweiten Blick betrachtet allerdings „riesig“.

Eines dieser „riesen“ Probleme: Es fehlt an Wasser.

Seit ich ein kleines Kind bin vergesse ich, es zu trinken. Schon damals hat mich meine Mutter immer wieder erinnert: „Susi, trinken nicht vergessen“. Und auch heute schreibe ich mir in meinen Ablaufplan für den jeweiligen Tanz- oder Bewegungsunterricht: „Kinder ans TRINKEN erinnern.“ Doch hier ist es unmöglich, das Trinken zu vergessen. Die Luft ist trocken und es ist heiß. Flüssigkeit wird ausgeschwitzt, Flüssigkeit muss zurück in den Körper. Eigentlich ganz einfach, doch das Wasser aus der Leitung macht die Menschen krank und es fehlt an „wirklichem“ Trinkwasser.

Nicht anders sieht es mit dem Essen aus. Die Kinder kommen von der Schule, haben Hunger, und bekommen trockenen Toast. Ohne Aufstrich versteht sich. Auch hier fehlt es an Zufuhr von außerhalb. Und: kann man mit leerem Magen wirklich gut lernen?

Eine weitere Schwierigkeit, mit der ich zuvor nicht gerechnet hatte, ist die Kommunikation der Kinder untereinander. Dass es möglicherweise mit den Sprachen, Afrikaans und Englisch, nicht ganz einfach werden könnte, ist für mich kein Punkt, der mich abschrecken würde. Doch die nonverbale Kommunikation, mit der die Kinder aufwachsen, erzogen werden und untereinander Konflikte austragen, würde in Deutschland sämtliche Pädagogen aufschrecken lassen. Die Kinder schubsen sich, hauen sich und reißen an sich, was sie brauchen und wollen. Mit deutschen „Erziehungsmaßnahmen“ komme ich hier nicht weiter. Vom Unterricht ausschließen, ein Gespräch mit den Eltern, ein „Tadel“, alles Konsequenzen, die hier keinen Sinn ergeben würden. Hier ist die körperbetonte Kommunikation Gang und Gäbe.

In Deutschland wird von „Zugezogenen“ verlangt, sich an die im Land gültigen Gesetze und Regeln anzupassen. Hier in Südafrika liegt es an mir, mich mit den Unterschieden zu arrangieren. Meine Aufgabe wird es deshalb sein, einen gemeinsamen Weg für die Kinder und für mich zu finden, der für uns alle gewinnbringend ist. Einen Weg, der uns in der gesamten Gruppe weiter bringt und auf dem wir gemeinsam etwas für unser Leben und für unsere Zukunft lernen können.

Und um diesen Weg zu finden muss ich offen bleiben. Offen für die Menschen, offen für den Ort, offen für die Umstände. Offen, um die Ressourcen, die die Kinder bereits mitbringen, zu erkennen. Ressourcen von denen die Kinder reichlich haben. Energie, Motivation, Lebensfreude, Neugierde, Dankbarkeit, Rhythmus, Kraft und eine ganze Menge Lust und Spaß an Bewegung.

 

Grüße aus Kapstadt,

Susi Bayer